Balous „Lebenslauf“

Balous Lebenslauf ist eigentlich eine Geschichte, die zu Herzen geht… :

 Balou wurde am 07.März 2009 in Duisburg geboren. Er verweilte 4 Monate bei seiner Mutter und den Wurfgeschwistern. Danach wuchs er in einer Familie mit zwei kleinen Kindern in Duisburg auf und lernte dort Toleranz und Geduld in Bezug auf lärmende und tobende Kinder sowie herumliegendes Spielzeug. Seine Lieblingstätigkeiten waren schon immer Schmusen und bei seinen Menschen sein. Balou besuchte keine Hundeschule, hatte also keine Gelegenheit, sich mit anderen Hunden weiter zu sozialisieren. Die entscheidende Prägungsphase wurde wenig für seine Ausbildung genutzt.

Balou, einjährig, Sommer 2010 an der Ostsee

Balou hatte in Duisburg wenig Gelegenheit zum Freilauf. Er ging oft an der Leine „mit“ zum Kindergarten. Die Wohnverhältnisse waren für einen so großen Hund relativ beengt. Als die Familie das dritte Kind erwartete und dem Hund in seinem zunehmenden Bewegungsdrang nicht mehr gerecht werden konnte, bot sie Balou im Alter von 9 Monaten nach nur 5 Monaten Besitz Ende 2009 zum Kauf an.Wir entdeckten Balou einige Stunden später im Internet und  lernten ihn bei mehreren Besuchen in Duisburg kennen. Er war fast nicht erzogen, einfach nur „lieb“, konnte „Sitz“ und „Platz“, kein „Fuß“, kein „bleib“, kein „Komm“, schlief im Bett, durfte auf die Couch, wurde am Tisch gefüttert, ging nicht bei Fuß, demolierte Tapeten und Autoeinrichtung, wenn er allein gelassen wurde…aber dieser spontane Kontakt zu mir und dies gegenseitige Hingezogensein… Balou adoptierte uns bereits beim ersten Besuch und legte sich mir zu Füßen…

Balou reagierte bei mir direkt auf positive Verstärkung, Konsequenz und Kommandos, wie ich sie in der Therapiehundeausbildung bei „tempus canis“ erlernt hatte. Wir beschlossen, ihn probeweise für ein Wochenende zu uns nach Hause zu holen und befassten uns intensiv, aber konsequent mit ihm. Er lernte einen Kennel kennen und Regeln, die er in Duisburg nicht hatte: kein Sofaliegen, kein Tischbetteln, warten, Nasenspiele.  Es war, als ob der Hund „neu geboren“ würde. Von Anfang an bestand ein intensiver „Draht“ zwischen uns, der uns ermöglichte, bestimmte Prägungsdefizite aufzuarbeiten. Als wir Balou nach dem Probewochenende wieder zurück zu seiner Duisburger Familie brachten, würdigte er diese mit keinem Blick, ging ins Wohnzimmer und legte sich still unter den Tisch. Den traurigen Blick, den er damals meiner Tochter und mir zuwarf, werden wir nie vergessen. Aus privaten Gründen war es uns erst möglich, Balou im Februar 2010 zu uns zu holen. Er verbrachte viele Stunden neben der Couch meiner Tochter, die in der Zwischenzeit eine schlimme Knie-OP hatte und lange Zeit nicht laufen konnte. Dort lernte Balou seine Qualitäten als geduldiger Therapiehund und Seelentröster auszubauen.

Die Ausbildung Balous erfolgte sowohl in Einzel- und Gruppenstunden sowie Hospitationen im Einsatz bei „tempus canis“ in Dortmund als auch im Hundesportverein. Balou bestand den Wesenstest bei „tempus canis“ auf Anhieb und ließ sich vor allem von den aufgebauten Monstern im Feld wenig beeindrucken – im Gegenteil: Er pinkelte eines an und apportierte das andere…So etwas hatte die Trainerin noch nicht erlebt…

Privat war Balou anfangs in Feld und Wald kaum zu bremsen und musste alles neu lernen, was  sonst Junghunde bereits erlernt haben. Sooo viel Wald und Feld und Wasser hatte Balou in seinem bisherigen Leben noch nicht gesehen, sodass er erst einmal alles ausprobieren und genießen wollte.

RESA

Bei seiner Erziehung half die ältere Hündin „Resa“ (s. „Hundefreunde….“) von seiner damaligen Hundesitterin mit. Resa verwies Balou in ihrer eindeutigen Hundesprache oft in seine Schranken und zeigte ihm, dass man kommen muss, wenn Frauchen ruft. Das ersparte viel Arbeit mit der Schleppleine…

Die ersten Monate mit Balou waren sehr anstrengend, aber auch intensiv und schön. Sie stärkten täglich die Hund-Mensch-Bindung und führten zu dem, was wir heute sind: ein eingespieltes Team, das sich ohne Worte versteht. Balou wurde auf Handzeichen hin trainiert, sodass ich im Unterricht ohne Worte nebenbei mit ihm „reden“ kann. 

Balous schulische Ausbildung konnte leider trotz bereits 2009 erfolgtem einstimmigen Beschluss der Lehrerkonferenz wegen einer kurzfristigen Absage seitens der Schulleitung und des Schulamtes nur im OGS einer Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung sowie Lernen erfolgen.

Balou im Sommer 2010 als quirliger Junghund in Ausbildung

Nach seiner Abschlussprüfung (03-2011 bis 06-2012) durfte Balou auch im Klassenunterricht einer Klasse 8, einer Klasse 5 sowie in einer altersgemischten Hunde-AG mitarbeiten.

Balou bekam von B. Föllmer von „tempus canis“ regelmäßig „Besuch“ in Form von Unterrichtshospitationen, die schriftlich vorbereitet werden mussten. Daneben führten wir  ein „Einsatztagebuch“ von 2010 bis zum Prüfungstag. Darin wurden alle seine schulischen Einsätze schriftlich geplant, Ziele für Mensch und Hund formuliert sowie Verlauf und Reflexion aufgeschrieben. Im März 2011 bestand Balou die Abschlusspürfung als „Therapiebegleithund“ und bekam von „tempus canis“ die Therapie-Begleithund-Plakette.

Im März 2012 absolvierte Balou zusätzlich die Begleithundeprüfung beim DVG (bei einer Durchfallquote von 50%) und wurde daraufhin von „tempus canis“ zertifiziert.

Auf mögliche Fehlverhaltensweisen seitens Kinder wie z.B. Anstarren und Zwicken, Treten, an der Rute ziehen, Über-den- Hund-beugen wurde Balou monatelang trainiert, zum Teil per Clickertraining.

Balou beherrscht zur Freude der Kinder viele Tricks und kann verschiedene Gegenstände auf Zuruf unterscheiden und bringen. Er „arbeitet“ im Haushalt mit und bringt Leergut und Altpapier raus, trägt Zeitungen, Brötchen und Körbe. Pantoffelbringen beim Reinkommen gehört zum täglichen Standard.

Seit dem Schuljahr 2012/13 arbeitet Balou im inklusiven Unterricht der Gustav-Adolf-Grundschule in Datteln mit.

An dieser Schule ist Balou sehr glücklich und läuft zu seiner „therapeutischen Hochform“ auf. So ist er im Klassenunterricht einer jahrgangsübergreifenden Förderschulklasse als auch in vier Kleingruppen mit wahrnehmungsgestörten, autistischen, aggressiven, mutistischen und sprachentwicklungsverzögerten Kindern tätig und wird von allen Kindern innigst geliebt. Seine Qualitäten als immer gelassener, verschmuster, geduldiger und freundlicher Hund kommen hier voll zum Tragen. Die Kinder lernen nebenbei eine neue Fremdsprache: „Hündisch“.    

Ein autistisches Mädchen traut sich, zum ersten Mal allein, Balou zu streicheln
(10/2012)

Balou schafft es immer, jedes – wirklich jedes – ängstliche Kind von seiner Harmlosigkeit zu überzeugen und initiiert damit Entwicklungsfortschritte bei den Kindern, die ein Zweibeiner in dieser kurzen Zeit nicht erreicht hätte…

Auch sonst aggressive Kinder sind ruhig und gesprächsbereit neben dem Hund. Oft kommen sie über Rudelverhalten zur Reflexion ihres eigenen Verhaltens und überlegen Verhaltensalternativen. Für ihr Gelingen gibt es oft Extra-Hundeeinheiten…

Balou ist der Hund, der mich von Anfang an „adoptiert“ hat und seit seinem Einzug in sein neues Menschenrudel alles gibt, um zu gefallen – typisch Labrador halt, aber auch ganz besonders typisch Balou…

Ein Traum ist wahr geworden: Balou ist nach einer intensiven Erziehungs- und Ausbildungsphase ein super Schultherapie-Begleithund geworden, der nach ungestümer Jugend und Pubertät nur so vor Ruhe und Gelassenheit strotzt und Kinder seit seiner Welpenzeit über alles liebt.

N. (Klasse 4) aus der Dienstagsgruppe der Gustav-Adolf-Schule. Er ist immer ganz lieb zu Balou, bürstet und streichelt ihn. Niklas hat schon viele Collagen zum Thema Hund als freiwillige Hausaufgabe geklebt.

 

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